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I.2. Winkel

 

Wenn zwei Geraden sich schneiden, entstehen vier Winkel. Ein Winkel ist also bestimmt durch zwei Halbgeraden (Schenkel), die von einem Punkt (Scheitel) ausgehen.

Zwei Grundvorstellungen sind mit dem Winkelbegriff verbunden.
Aus einer statischen Sichtweise heraus ist er ein Maß für das Winkelfeld, das Gebiet zwischen den beiden Halbgeraden, oder für den Unterschied zwischen zwei Richtungen, repräsentiert durch die beiden Halbgeraden, auch Strahlen genannt, die von einem Punkt ausgehen.
Dynamisch gesehen, ist er ein Maß für die Richtungsänderung, die Drehung, die die Richtung des "festen" Schenkels in die des "freien" Schenkels überführt; damit ist gleichzeitig eine Orientierung verbunden: Bei einer Drehung entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn nimmt man den Wert des Winkels positiv, bei einer Drehung im Uhrzeigersinn negativ.

Wenn zwei Geraden sich schneiden, entstehen vier Winkel; die gegenüberliegenden heißen Scheitelwinkel, die benachbarten heißen Nebenwinkel.
Es gilt:

Scheitelwinkel sind gleich groß.

Nebenwinkel ergänzen sich zu 180°.

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Zur Geschichte des Winkelmaßes

Übrigens: Unser Winkelmaß von 90° für den rechten Winkel stammt noch von den Babyloniern (ab 3. Jahrtausend v. Chr.). Sie betrachteten den Winkel im vollkommensten aller Dreiecke, dem mit drei gleichen Winkeln, als Einheitswinkel; da ihr Zahlensystem ein Sechziger-System war, wählten sie als nächstkleinere Einheit (Grad) ein Sechzigstel dieses Einheitswinkels. Das passte wunderbar damit zusammen, dass sechs dieser Einheitswinkel zusammen einen Kreis, also 360° ergaben, wo doch auch ihr Jahreskreis 360 Tage hatte.
Nach der französischen Revolution, ganz im Zeichen der Aufklärung, versuchte man, den rechten Winkel zum Maß aller Dinge zu machen und als nächst kleinere Einheit (Neugrad) in Anbetracht unseres Dezimalsystems ein Hundertstel des neuen Einheitswinkels zu wählen; ein rechter Winkel beträgt also 100 Neugrad, ein Vollwinkel 400 Neugrad.
... Nicht alles Neue setzt sich durch.

 

 

 

 

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