Pythagoras wurde 570 v. Chr. auf Samos geboren und wuchs dort auf. Anschließend verbrachte er einige Jahre in Ägypten und Babylon, wo er Wissenschaft und Philosophie dieser Länder kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Samos wurde er dort Lehrer des Sohnes von Polykrates, dem damaligen Herrscher von Samos.
Um das Jahr 530 v. Chr. wanderte Pythagoras nach Kroton aus. Dort gründete er die Schule der Pythagoreer. Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Lehre war die Mathematik. Die Pythagoreer glaubten, dass Gott den Kosmos nach Zahlen geordnet habe. Ihr Credo lautete "Alles ist Zahl", wobei das Verhältnis natürlicher Zahlen gemeint war.
Sie träumten davon, dass alles in der Welt sich mit Hilfe der natürlichen Zahlen und ihrer Verhältnisse - wir sagen heute den (positiven) rationalen Zahlen - messen lassen könne.
Es war ein Schock für die Pythagoräer, als sie entdeckten, dass das nicht geht: Sie betrachteten im Fünfeck-Stern die Entfernungen von einer festen Spitze zu den übrigen Spitzen; es gibt zwei verschiedene Längen. Und beim Versuch, für beide ein gemeinsames Maß, eine Einheits-Länge, zu finden, kamen sie zu dem grundsätzlichen Schluss: Eine solche kann es nicht geben.
Das Fatale daran war, dass die Pythagoreer ausgerechnet dieses Symbol als ihr Erkennungszeichen gewählt hatten, das jetzt ihr ganzes Weltbild zusammenstürzen ließ.
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Die Tetraktys oder Vierheit war für die Pythagoreer ein göttliches Symbol. Sie liebten die Vier über alles, denn sie fand sich auch in den vier Jahreszeiten, den vier Himmelsrichtungen und den vier Elementen wieder. Die Summe der ersten vier natürlichen Zahlen ergibt Zehn, und auch diese Zahl spielte für die Pythagoreer eine besondere Rolle. |
In Kroton bildete sich mit der Zeit Widerstand gegen die Lehre der Pythagoreer, so dass Pythagoras schließlich nach Metapont floh. Dort starb er um das Jahr 500 v. Chr.
Dass man Geistesgeschichte nicht nur trocken servieren muss, zeigen die beiden Taschenbuch-Bände von Luciano De Crescenzo: Geschichte der griechischen Philosophie (Diogenes 1990). Darin das Kapitel "Pythagoras Superstar".
Sehr zu empfehlen auch: Peter Baptist: Pythagoras und kein Ende? (Leipzig 1997).
Zu der Reihe "Leseheft Mathematik" sagt der Cover-Text: "Die Hefte bieten Lesestoff für Mathematikinteressierte, aber gerade auch 'Mathematikgeschädigte' sollten einen Versuch wagen..."